„Wie der Herr, so das Gescherr“
Sprichwort
In jedem Unternehmen und Team herrschen Regeln. Viele sind festgelegt und ausgesprochen, noch viel mehr sind jedoch ungeschriebene Regeln der Gemeinschaft, sogenannte soziale Normen. Soziale Normen sind dabei die Spielregeln unserer Gesellschaft, sie beeinflussen unser Verhalten und unsere Motivation zu jedem Zeitpunkt. Da sie aber als selbstverständlich gelten, wird ihnen häufig wenig Beachtung geschenkt.
Das wollen wir heute ändern! Wir möchten gemeinsam mit Ihnen die Normen in Ihrem Team betrachten, verstehen und die ungeschriebenen Regeln des Betriebs nutzen.
Die Kraft sozialer Normen
Wie mächtig soziale Normen sind, kann man gut daran erkennen wie unterschiedlich sich Menschen in verschiedenen Umfeldern verhalten. Anwälte, Köche und Monteure haben innerhalb ihres Arbeitslebens komplett unterschiedliche Rollen und verhalten sich nach den Erwartungen ihrer Branche. Doch sobald sie einen Fahrstuhl betreten, werden all diese Unterschiede neutralisiert. Die soziale Norm ist ganz klar: Wir drücken unser Stockwerk, drehen uns zur Tür und bauen kaum Blickkontakt mit unseren Mitmenschen auf. Es steht nirgendwo geschrieben, dass wir uns zur Fahrstuhltür drehen müssen. Einmal beobachtet, werden Sie diese markante soziale Norm jedoch nicht mehr ignorieren können.
Auch wenn das Beispiel banal wirkt, es zeigt wie soziale Normen sich: 1. Von Situation zu Situation unterscheiden 2. Oft nicht bewusst wahrgenommen werden 3. Unser Verhalten beeinflussen.
Normen im Team beobachten
Auch im Arbeitsalltag prägen ungeschriebene Regeln das Verhalten im Team. Manchmal sind sie hilfreich, manchmal bremsen sie uns aus.
Der erste Schritt, um mit sozialen Normen zu arbeiten, ist die Beobachtung: Welche Spielregeln herrschen in unserem Betrieb? Als Führungsposition ist man dabei schnell verleitet Normen zu bewerten und Verhaltensweisen gut oder schlecht zu heißen. Wir laden Sie ein, die Normen im Team zunächst neutral zu beobachten und dann erst zu bewerten und Entscheidungen zu treffen. Wir erforschen sozusagen die Verhaltensweisen unseres Teams - wie ein Wissenschaftler.
Normen können dabei in ganz verschiedenen Formen auftauchen, klassisch relevante Normen im Team wären:
Leistungsnormen
Leistungsnormen bestimmen, welches Arbeitspensum und Engagement im Team als akzeptabel gilt. Wenn die Norm lautet, dass nur das Minimum erbracht wird, sinkt die Produktivität. Eine Norm, die ständige Höchstleistung fordert, kann hingegen zu Überlastung, Frustration und Burnout führen.
Kommunikationsnormen
Kommunikationsnormen regeln, wie offen oder zurückhaltend der Austausch im Team ist. In Teams mit klarer und transparenter Kommunikation fühlen sich Mitarbeiter wohler, ihre Ideen und Bedenken zu äußern. Stille oder passive Normen hingegen können zu Missverständnissen und schwelenden Konflikten führen, die Zusammenarbeit erschweren.
Fehlernormen
Fehlernormen definieren, wie mit Fehlern umgegangen wird: Werden Fehler bestraft oder als Lernchance genutzt? In einer positiven Fehlerkultur dürfen Mitarbeiter Neues ausprobieren und daraus lernen. Eine Kultur der Angst vor Fehlern bremst hingegen Kreativität und Engagement aus.
Normen nutzen
Nachdem wir nun die Bedeutung der Normen im Team erkannt und diese beobachtet haben geht es daran, diese zu Gunsten des Unternehmens zu formen. Dazu sollten wir:
Mit Vorbild Vorangehen
Als Führungskraft sind Sie der zentrale Kompass für Ihr Team – Ihr Verhalten setzt den Maßstab für das Verhalten des Teams! Wenn Sie regelmäßig Raucherpausen nehmen, werden ihre Mitarbeiter das als Norm annehmen. Wenn Sie offene Kommunikation fördern und transparent informieren, wird das Team verstehen, dass es das auch darf. Wenn Sie Fehler eingestehen und als Lernchance betonen, wird diese Einstellung auch eher im Team geteilt. Nicht jeder Mitarbeiter wird sich sofort an Ihrem Verhalten orientieren, doch das eigene Verhalten ist der direkteste Hebel, um Normen im Team zu steuern.
Vorbildliche Komplizen Schaffen
Neben der Führungskraft orientieren sich Angestellte selbstverständlich auch an ihren Kollegen, auch hier können Sie bewusst steuern: Wenn Ihnen in der Beobachtung Mitarbeiter mit besonders vorbildlichem Verhalten auffallen, nehmen Sie diese ins Gespräch, machen Sie diese zu Komplizen und übertragen ihnen Verantwortung. Eine formelle Beförderung ist nicht nötig – allein die Anerkennung und das Wissen, dass gutes Verhalten erkannt und wertgeschätzt wird, senden ein starkes Signal an das gesamte Team.
Gemeinsame Werte Definieren
Scheuen Sie sich nicht, Werte und Normen im Team anzusprechen und aus unausgesprochenen Regeln greifbare Leitlinien zu machen. Wir erinnern uns daran, dass Normen meist unbewusst unser Verhalten steuern. Eine offene Diskussion welches Verhalten gewünscht ist, kann auch ohne viel Kontrolle große Wellen in der Belegschaft schlagen.
Fazit
Soziale Normen sind überall und prägen das Verhalten Ihrer Mitarbeiter unbewusst. Mit einer offenen Haltung bekommen wir erst ein besseres Gefühl für die Normen im Betrieb. Mit den besprochenen Strategien können wir dann aktiv beginnen, diese Normen zu gestalten und positiv zu nutzen.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum manche Strategien bei einigen Mitarbeitern wirken, während sie bei anderen auf taube Ohren stoßen? Im nächsten Artikel gehen wir den Eigenheiten der menschlichen Psyche nach und schauen, wie Führungskräfte diese am besten nutzen können, um Mitarbeiter gezielt zu motivieren.
Bis dahin wünschen wir Ihnen eine schöne Woche
Ihr Pentacode Team!